Gudrid hatte es sehr eilig, sie musste zu ihrem Bruder sprechen, solange er es mit seiner Rache nicht zu weit gebracht hatte.
Am vorherigen Tag gerieten ihr Bruder Olaf und ihr geliebter Thorwald in Streit, bei dem es um den Kampfmut der beiden ging. Thorwald kritisierte Olaf: Er sei zwar ganz tapfer bei der Schlacht, meinte Thorwald, aber zu unvernЭnftig. Obwohl er es damit gut meinte, brachte er es auf keinen grЭnen Zweig. Nicht nur verdarb er es sich mit Olaf, sondern war auch sein Leben jetzt in Gefahr. Gudrid wollte es vermeiden, dass ihr Geliebter von ihrem jДhzornigen Bruder getЖtet wird, und nahm es auf sich, die beiden zu versЖhnen. Zwar hielt sie es in ihrer Seele mit Thorwald, aber sie bevorzugte es zu lЭgen als es akzeptieren zu mЭssen, noch vor der Hochzeit Witwe zu werden. So etwas kЖnnte das stolze, aber auch sehr empfindliche islДndische MДdchen nie hinnehmen.
Und nun, wДhrend sie ritt, dachte sie mit viel Liebe an Thorwald und fasste schließlich den Beschluss, es auf keinen Fall aufzugeben, was sie vorhatte. Sie fЭhlte, dass sie es um jeden Preis fertig bringen musste, auch um den ihres eigenen Lebens.
Als Gudrid aber ankam, sah sie, dass sie sich die lange Reise hДtte ersparen kЖnnen. Olaf begrЭßte sie freundlich und schlug ihr ein Kelch Bier vor, doch sie verachtete es, ihn zu nehmen. Sie hasste es, wenn ihr Bruder sich derart bei ihr einschmeichelte, und verstand sofort, wieso er sich so benahm. Auf ihren vorwurfsvollen Blick antwortete er, dass er es satt war, stДndige Beleidigungen seitens Thorwalds zu dulden. Deshalb ließ er es auch darauf nicht ankommen, dass seine Schwester ihren Geliebten verliert. Sie mЭsse es ihm gЖnnen, behauptete er, dass sie nun nicht mehr so einen unwЭrdigen Menschen heiraten mЭsse.
Da konnte Gudrid es nicht mehr ertragen, ihm weiter zuzuhЖren. WЭtend nahm sie sein Schwert von der Wand und erstach ihn. Daraufhin stieg sie schnell auf ihr Pferd und ritt fort. Sie Эberließ es den anderen zu raten, wieso an einem tag zwei junge MДnner getЖtet wurden.