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In the sky with diamonds

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  • Аннотация:
    Ein tantrischer Sex bringt den Autor zu dem siebten Himmel der mystischen Geheimnisse. Und nachdem in den Sumpf der Reue.

   
    In the sky with diamonds
    Yuri Zimmermann
    (Memoiren eines Moskauer Casanovas X)
        Deutsche Übersetzung - Klaus Kleinmann
   
  
Titelbild MMC-10 [Helen Rabinovich]
   
    In the sky with diamonds
   
    Ich weiß nicht recht, wie ich diese Geschichte beginnen soll.
   
    Der Anfang fällt mir sehr schwer, weil jedes Wort über diese Frau und jede Erinnerung an sie in meinem Herzen mit Qualen und bitteren Selbstvorwürfen verbunden ist, zu denen sich vielleicht sogar Scham gesellt, ebenso das Bewusstsein der Unmöglichkeit, das Vergangene ungeschehen zu machen und von vorne zu beginnen
   
    Es fällt mir sogar schwer, ihren Namen in voller Länge auszusprechen. Daher will ich sie Jana nennen. Das hat nichts damit zu tun, wie man sie im wahren Leben nannte und soll auch nicht bedeuten, dass sie irgendwelche polnischen oder tschechischen Wurzeln gehabt hätte.
   
    Nein.
   
    Diesen Namen habe ich für sie ausgewählt, weil der diamantene Streitwagen von Indra Badschrajana - uns während der Jahre, die wir gemeinsam verbrachten, zu den höchsten Höhen seelischer und körperlicher Verschmelzung trug. Om mani padme hum.
   
    Wo und wie wir uns kennen lernten, spielt weiter keine Rolle. Es mag auf einem der Literaturabende gewesen sein, die ich damals regelmäßig besuchte. Vielleicht in einem Musikschuppen, im atheistischen Klub oder im Verein der Filmliebhaber. Oder trafen wir uns bei einem der häufigen Hausmusikabende von Barden aus dem Ring der Liedermacher? Sei es, wie es sei: Wir lernten uns also kennen und fühlten uns vom ersten Moment an zueinander hingezogen wie die gegenläufigen Pole eines Magneten.
   
    Unerbittlich und unausweichlich.
   
    Oberflächlich betrachtet gab sich Jana immer lieb und umgänglich. Sie schaffte es auf erstaunliche Weise, Seriosität und Leichtsinn harmonischen miteinander zu verschmelzen. Sie konnte mühelos Witze erzählen oder über die Witze von anderen lachen, auch wenn sie nicht ganz stubenrein waren. Gleichzeitig schaffte sie es, gelehrte Betrachtungen über die Philosophie Kants oder Hegels, Berdjajews oder Solowjews anzustellen. Sartre war für sie eben Sartre, Buñuel war Buñuel, der brave Soldat Schwejk war und blieb eben der. Sie verkörperte, kurz gesagt, ein besonders erfreuliches Exemplar der jungen sowjetischen Intelligenz.
   
    Aber ich spürte von Anfang an, dass es bei ihr einen inneren Konflikt gab, denn schließlich konnte ich auch damals schon ein wenig zwischen den Zeilen lesen.
   
    Später, als ich noch besser mit Janas Geschichte vertraut geworden war, staunte ich über die außergewöhnliche seelische Kraft, mit der sie all ihre schmerzhaften inneren Zerreißproben meisterte. Die Mutter litt an einer zutiefst traumatisierten Persönlichkeit und übertrug ihr schrilles Konfliktpotenzial und ihr seelisches Leid, das durch eine Hirnhautentzündung verstärkt worden war, auf die eigene Tochter. Ihr Bruder war in jugendlichem Alter unter ungeklärten Umständen, die auch an einen Selbstmord denken ließen, ums Leben gekommen. Zu allem Überfluss hatten professionelle Seelenfänger ihre Netze nach ihr ausgeworfen.
   
   Die Sekte, in die das junge Mädchen wegen jugendlicher Unerfahrenheit und seelischer Labilität hineingeraten war, arbeitete halb im Verborgenen und war eine von vielen derartigen Erscheinungen, die sich üppig schillernd ausbreiteten, während der real existierende Sozialismus seinem Ende entgegendämmerte. Sie waren teils östlicher, teils orthodoxer oder unverhohlen heidnischer Provenienz, und es gab sie in wahren Legionen. Ihre Bezeichnungen und Glaubensbekenntnisse änderten sich im Minutentakt: die Aum-Sekte, Große Weiße Bruderschaft, Ananga Ranga... Die Namen von Profirij Iwanow und Grigorij Grabowoj quollen ohne Unterlass über die Lippen der entsprechenden Fanatiker, und Alan Tschumak, der Wasser aus einem Fernseh-Bildschirm heraushexte, stellte im Vergleich zu ihnen kein besonderes Extrem dar. Ich verspüre wenig Neigung, alle Zutaten dieser astralen Soße genauer zu extrahieren, die sich in die weit geöffneten Ohren jugendlicher Zuhörer ergoss, aber ihre Anführer verstanden sich meisterhaft auf Gehirnwäschen. Sogar einige Jahre später, als meine Angebetete sich völlig von dieser Sekte gelöst hatte, versetzten die orgelnden Ritualgesänge von früher sie für kurze Zeit in einen Zustand von halber Trance und gottergebener Fügsamkeit. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen - und mich sehr beeilt, auf die "Stopp"-Taste zu drücken.
   
    Die selbsternannten Gurus des vergangenen Jahrhunderts imponierten, gleich welcher Couleur sie auch angehörten, nicht nur durch Machthunger und Habgier, sondern auch durch übersteigerte sexuelle Appetite, natürlich nur zum Zwecke seelischer Gesundung. Jana war damals aus tiefstem Inneren bereit, das Lager mit dem Gründer der Sekte zu teilen und sah das auch noch als ein Privileg an. Aber sogar nachdem sie zur ersten Haremsdame des Großen Lehrmeisters erkoren worden war, schrieb man ihr vor, welchem seiner männlichen Adepten sie heute zu Diensten sein musste. Da schrillten endlich die Warnsignale in ihrer Jungmädchenseele. Endlich sah sie die Dinge mit ungetrübtem Blick, wurde mit einem Schlage wach und schaffte es unter Aufbietung übermenschlicher Willenskräfte, sich gleichsam wie Münchhausen an den eigenen Haaren aus diesem Sumpf zu ziehen, der sie zu verschlingen drohte. Danach wehrte sie sich standhaft dagegen, sich von den weißen Halbgöttern der psychiatrischen Anstalt verrückt machen zu lassen, in die ihre seelenkranke Mutter sie hineinzubringen hatte. Denn es blieb, Gott sei Dank, mit der Devise "die Tablette in den Mund nehmen, aber nicht herunterschlucken, sondern unbemerkt wieder ausspucken" ein probates Hilfsmittel gegen die hoch-kompetenten Herren im weißen Kittel, die bei ihren Patienten psychische Probleme jeder Art unter ausschließlicher Zuhilfenahme von Amitriptylin und Haloperidol zu lösen bestrebt waren.
   
    Nach alledem erstaunt es wenig, dass es der jungen Dame äußerst schwer fiel, sich wieder dem männlichen Geschlecht zu nähern - umso mehr als Jana sich keine körperliche Nähe ohne emotionale Bindung vorstellen konnte. Mir ging das genauso. Daher zögerte sie den entscheidenden Moment in unserer Beziehung, den Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gibt, mit aller Macht immer weiter hinaus. Ich selbst war damals schon längst "einer Anderen versprochen", wie die wackeren Romantiker des 19. Jahrhunderts das auszudrücken beliebten, und hatte im wahrsten Sinne des Wortes keinerlei Recht, Jana auch nur die leisesten Hoffnungen zu machen. Aber so ganz konnte ich doch meine Finger nicht von ihr lassen. Dazu war ich leider nicht stark genug.
    Wir gingen zusammen auf Ausstellungen und in Konzerte, spazierten in Parks auf und ab und schauten elitäre Kinofilme an. So verbrachten wir mehr und mehr Zeit miteinander und strapazierten gegenseitig unsere Nerven mit einem aufreibenden emotionalen Katz-und-Maus-Spiel.
   
    Na, und schließlich ist es dann doch passiert.
   
    Nie werde ich diesen strahlenden Frühsommertag und Janas blendend weißen Hosenanzug vergessen, aus dessen Oberteil ihre üppig wogenden Brüste förmlich heraussprangen. Mit fast quälender Langsamkeit streckte ich meine Hand aus, um ihren obersten Blusenknopf zu öffnen, jederzeit bereit, sie wieder zurückzuziehen. Sie aber schaute mir mit gleichfalls gequältem, schicksalsergebenem Blick in die Augen, beugte sich zu mir hin und half mir, ihren Körper von all diesen Textilien zu befreien, die ihr anscheinend auf einmal unerträglich eng geworden waren. Dem ersten Knopf folgte der zweite, der dritte, dann kam, in immer schnellerer Folge, das Beinkleid an die Reihe, und endlich feierten unsere Körper ihre lang erwartete und heiß ersehnte Vereinigung. Das war völlig in Ordnung, es war das Beste, was geschehen konnte.
   
    Die Vereinigung. Das einzig richtige Wort. Mit jeder neuen Begegnung wurde uns beiden klar, dass Sex für uns mehr war als nur Sex. Jeder Moment der Nähe kann bekanntlich im Menschen die besten, strahlendsten und begnadetsten Saiten erklingen lassen. Man muss sich nur darauf einlassen, dann folgt auf die körperliche Vereinigung auch die Vereinigung der Seelen, das fraglose wechselseitige Verstehen und gemeinsame Hochgefühl - om mani padme hum.
   
    Die Schriftgelehrten wissen, dass die Welt, die vorher ein Ganzes war, vor undenklichen Zeiten in zwei Teile gespalten wurde, die immer neue Gegensätze hervorbrachten - wie zwischen Hell und Dunkel, Hart und Weich, Trocken und Feucht, der Eins und der Null, Feuer und Eis, Leben und Tod. Das Weltgebäude besteht aus unzähligen Dualismen, über die fast jeder Philosoph zu berichten wusste, von Pythagoras und Aristoteles bis zu Hegel und Friedrich Engels. Und für sie alle liegt das Wesentliche in der grundsätzlichen, unausweichlichen Opposition zwischen Mann und Frau. Daher ist jedwede Vereinigung in liebender Ekstase ein Schritt zur Wiederherstellung der ursprünglichen Einheit der Welt. Das lehrt auch die Weisheit von Badschrajana. All dies wurde uns klar, und die Erkenntnis davon überkam mich in genau dieser einen Nacht.
   
    Ich erfuhr die Erleuchtung in der Stellung, die im Kamasutra "Schlangenfalle" genannt wird. Nie im Leben hatte ich eine Schlange gefangen, aber Hindus kennen sich wohl damit aus. Jana liebte diese Stellung ganz besonders, wobei sie eine echte Herausforderung an meine Manneskraft darstellte, sozusagen eine Herausforderung an die Stabilität bei gleichzeitiger Beugung, wenn wir das in der nüchternen Sprache der Materialprüfer ausdrücken wollen. Die Frau sitzt dabei auf dem liegenden Manne und neigt sich ihm mit dem Rücken zu, um dann, man höre und staune, ihren Kopf zwischen seine Füße zu legen und dabei seinen Kopf mit ihren Füßen zu umfassen... In dieser Stellung kann man zur Not verweilen. Sich dabei zu bewegen stellt aber eine hohe Kunst dar - und, wie ich hinzufügen möchte, eine echte Tortur.
   
    Das taten wir nicht bei unserer ersten, nicht einmal bei unserer zehnten Begegnung. Wir hatten schon gelernt, uns einander mehrfach in Liebe hinzugeben, an den verschiedensten Orten und unter den verschiedensten Bedingungen: bei mir zu Hause, bei ihr zu Hause, in den Wohnungen wohlgesonnener Bekannter. Wir erkundeten einander voller Hingabe und Leidenschaft. Jedes Mal überschritten wir neue Grenzen und erprobten neue Spielarten der Wollust. Wie nebenbei unterwies mich Jana außerdem in erlesenen und äußerst raffinierten esoterischen Praktiken: Wie gleiche ich meinen Bewusstseinszustand dem eines Steines oder dem eines saftig grünen Baumes an, wie tauche ich ein in Zukunft und Vergangenheit, wie spalte ich mein Bewusstsein in mehrere parallel fließende Ströme auf... In dieser Kunst war sie besonders versiert und vermochte mehrere Melodien, Gebetstexte und farbenfrohe Bilder auf einmal aus dem Gedächtnis hervorzuzaubern, und zwar während des Liebesaktes im Zustand höchster Erregung!
   
    Ganz so weit fortgeschritten war ich in derlei Künsten noch nicht, aber ich gab mir redlich Mühe, obwohl sich der von Jana vorgeschlagene Stein als ausgemachtes Ammenmärchen erwies und ich mich hartnäckig weigerte, mein Inneres nach außen zu kehren, indem ich sagenhafte Hirngespinste über die Frage ersann, warum gerade dieses Exemplar als Eckstein im Palast des afghanischen Sultans diente oder im Gegenteil dem Bildhauer Schadr Modell für seine Plastik "Der Pflasterstein ist die Waffe des Proletariats" Modell gestanden hatte. Das Holz beharrte auf seinem Aussageverweigerungsrecht und schwieg wie ein Partisan beim Verhör. Aber ich gab mir trotzdem redlich Mühe, om gate gate paragate parasañgate wodchi swacha!
   
    An jenem Abend im Mai schritten wir durch Fliederduft und aufbrechende Pappelblüten hindurch zur Wohnung einer Freundin von Jana, die sich auf einer Dienstreise befand. Wir hatten vor, dort die Blumen zu gießen, wie man sicher verstehen wird. Natürlich blühten für uns dort die schönsten Blumen in reichem Überfluss! Aber zunächst interessierte ich mich mehr für den Tisch, auf dem wir in aller Eile ein rituelles Mal angerichtet hatten: Fisch, Fleisch, Brot und Wein. In der Mitte stand eine strahlende Kerze, die das "Fünfte Element" symbolisierte, jenes, das die Einheit und den Kampf der Gegensätze verkörpert.
   
    Zwei Bissen, drei Schlucke - und schon nach wenigen Minuten verknoteten wir beiden Gegensätze uns zu einer Einheit, in einem Tanz, der so alt ist wie die Welt. Wir begannen ganz erdverbunden mit der Missionarsstellung, die ein wenig nach einfacher Hausmannskost schmeckt, und klommen mit jeder Umarmung, mit jedem neuen Tauchgang höher und höher auf der Leiter der Lust. Die weißen Tasten unserer Körper vermischten ihren Klang immer entschiedener mit dem der schwarzen, zu gleitenden Läufen voller Synkopen und Dissonanzen - so hätte wahrscheinlich ein Komponist unser Liebesgetümmel in Noten gesetzt. Ein Mathematiker hätte wohl gesagt, der lineare Raum unserer Liebesstellungen sei ein Kontinuum, eine unberechenbare Vielheit, die sich nicht in eine berechenbare Ordnung bringen und mit natürlichen Zahlen darstellen lässt, zumal zwischen zwei nach Herzenslust ähnlichen Stellungen außer Rand und Band geratener, verschlungener Körper immer eine Zwischenstellung eingeschaltet wird, die ihren eigenen Charme und ihren ganz besondere Note hat. Janas Lotus entfaltete sich wieder und wieder, nahm meinen Schatz in sich auf und verschlang ihn förmlich. Schon lange waren wir nass und glitschig von Schweiß, und unsere auf höchster Frequenz arbeitenden Lungen keuchten im gleichen Takt. Yoni und Lingam, die paradiesisch samtene Weiblichkeit und die vor Spannung versteinerte Männlichkeit brannten nun im Feuer wechselseitigen Verlangens, und es war ihnen nicht vorbestimmt und nicht zuerkannt, sich auf übliche Art zu entladen. Nein, die hohe Schule tantrischer Liebeskunst verlangte von uns etwa ganz Besonderes.
   
    Wussten sie schon, dass die Großhirnrinde die erogenste Zone des Menschen ist? Von einem bestimmten Moment an verlagerten wir beide das Zentrum unser Bewusstsein und tauschten unsere Persönlichkeiten: Nun war ich Jana, die Frau, und gab mich meinem Partner wie entfesselt hin. Das war sie! Ich gelangte zu ungeahnten Gipfeln der Lust und verschmolz mit ihr wie mit mir selbst. Als wir dann in den eigenen Körper zurückgefunden hatten, waren wir um ein weiteres Leben und eine zweite Persönlichkeit reicher!
   
    Nun folgte das "Offene Buch", jene tantrische Liebesstellung, bei der die vereinigten Geschlechtsteile der einzige Ort sind, an dem sich die Körper der Liebenden berühren. Der Rest schwebte umwoben von kosmischen Weiten. Alle vierzehn Chakren sandten leuchtende Blüten himmelwärts, wobei äußere Reglosigkeit nur Hülle und Form war für die unbändige Wucht der Schlange Kundalini, der tantrischen Glut von Sex und Leidenschaft, die unsere wogende Vereinigung durchtoste, befeuert von den ineinander verschlungenen Hüften. Gedanken, Gefühle und Empfindungen verloren Faktizität und Prägnanz, der Verstand glitt schwerelos einher im Ungefähren, auf halbem Wege zwischen dem fremden Bett und Alpha Zentauri.
   
    Zu guter Letzt fiel meine Schlange in Janas Falle, und ich ergab mich der Siegerin auf Gedeih und Verderb. Sie sauste weiter in vollem Galopp, mit der Fluchtgeschwindigkeit, und ich hielt mich nur mit äußerster Mühe aufrecht, um unser Einssein weder in astralem noch in real-physischem Sinne zerfallen zu lassen. Ich war so auf die Empfindungen meiner Geliebten eingestimmt, dass ich sie gleichzeitig mit ihr durchlebte, glühend und vergehend vor Lust. Und wir blieben vereint, hingegeben an diesen Moment der urweltlichen Einheit, die wohl damals vor dem Urknall bestanden haben musste.
   
    Aber der Bruch ließ nicht lange auf sich warten. Es war kein Orgasmus, es war kein üblicher Samenerguss... Aber was war es? Das ist mit Worten kaum zu beschreiben, doch auf einmal spürte ich, sah und roch beinahe eine glitzernd helle diamantene Scheibe, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit über unseren Körpern drehte. Sie leuchtete, funkelte und versprühte Myriaden von Lichtern in allen Regenbogenfarben rings umher, während sie sehr schnell näher kam. War das der diamantene Ring unser selbst, oder war es eine Gotteserscheinung? Ich vermag es nicht zu sagen, aber das Objekt versank und entfernte sich buchstäblich durch unsere vereinigten Körper hindurch, überwältigte uns gleichzeitig mit Schmerzen und Genuss und dem Anflug einer höheren Weisheit, für die es kein menschliches Wort gibt.
   
    Das war der Gipfelpunkt unserer Liebe.
   
    Was weiter? Es folgte ein langer, quälender Abstieg aus höchsten Höhen, durch die gähnenden Klüfte der Realität hindurch, ebenso widerwärtig wie geschmacklos. Jeder von uns hatte seine eigenen Pflichten und Obliegenheiten auf dieser Welt. So war ich selber schon lange vor meiner Romanze mit Jana klar umgrenzte Verpflichtungen eingegangen. Daher fanden unsere Begegnungen allmählich immer seltener statt, auch wenn wir nicht voneinander lassen konnten und nach wie vor geheime Augenblicke zusammenklaubten wie Rosinen aus dem Kuchen - sei es um uns zu lieben oder einfach im Café zusammenzusitzen und über den Sinn des Lebens zu plaudern. Daran änderte sich auch zehn Jahre nach der hier beschriebenen Begebenheit nichts, und nach 15 Jahren war es immer noch das Gleiche. Weder Jana noch ich fanden in anderen Beziehungen die wahre Erfüllung, so sehr wir auch danach suchten.
   
    In dieser Hinsicht bin ich vielleicht wirklich ein Schuft und ein Schweinehund.
   
    Ich hätte, auch wenn mir das sehr schwer gefallen wäre, alle anderen Liebschaften in den Wind schreiben und Jana heiraten sollen. Sie hätte sich das sehr gewünscht, denn sie liebte mich wirklich. Aber ich erlaubte ihr nur, sich selber zu lieben, nicht mehr. Darüber welkte die wunderbare Lotusblüte dahin, ohne ihre inneren Schätze verschenkt zu haben.
   
    Om mani padme hum, meine Damen und Herren Geschworenen!
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